Schaden durch Therapie?
Was bedeutet "Schaden"?
Es ist keine Frage: Psychotherapie kann auch schaden. Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die bedauerliche Geschichten über schlecht gelaufene Therapie, Kränkungen, Übergriffe, verlorene Zeit und enttäuschte Hoffnungen erzählen.
Psychotherapie ist eben nicht unfehlbar. Insbesondere, weil bei der Psychotherapie zwei Menschen miteinander interagieren, ist dies ein Prozess, in dem Vieles auch unvorhersehbar ablaufen kann. Es gibt nicht nur die Gefühle, die der Patient gegenüber dem Therapeuten hat, sondern auch die Gefühle, Einstellungen oder auch Vorurteile, die der Therapeut dem Patienten gegenüber hegt. In der Psychoanalyse wird dieser (Gegen-) Übertragungsprozess als elementar für das Funktionieren der Therapie angesehen. In der Verhaltenstherapie, wird angenommen, dass eine Psychotherapie so exakt geplant sein könnte, dass die Persönlichkeit des Therapeuten in den Hintergrund tritt.
Schaden in der Psychotherapie kann vieles bedeuten:
- Gefühle können gekränkt werden
- Erwartungen können enttäuscht werden
- Vertrauen kann missbraucht werden
- Wertvolle (Lebens-) Zeit geht verloren
- Private Beziehungen können beeinträchtigt werden
- Bei Selbstzahlern kann finanzieller Schaden entstehen
- Hilfreiche Therapien werden nicht oder zu spät angewandt
- Psychische Abhängigkeiten werden ausgenutzt
- (Sexuelle) Übergriffe geschehen
Keine Frage, emotionale Kränkungen sind sehr schmerzhaft und können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Das kann bei körperlichen Schäden auch so sein.
Krankheitsgewinn und indirekte Wirkungen
Wenn Menschen sich in Psychotherapie begeben und ihre Probleme vortragen, dann möchte man doch annehmen, dass diese Menschen ihre Schwierigkeiten so schnell wie möglich überwinden wollen.
Es ist so, dass Menschen in einer Problemsituation einen Konflikt, aber auch einen Gewinn haben, den so genannten „Krankheitsgewinn“. Wenn man Menschen berät, dann kann man jemandem nicht einfach ein Problem „wegnehmen“ ohne eine neue Perspektive zu geben.
Letzten Endes zielt Psychotherapie jedoch immer auf eine konkrete Veränderung im Erleben und Verhalten des Patienten hin, eine Veränderung, die der Patient selbst wünscht und so vorher mit dem Therapeuten vereinbart hat.
Kosten und Dauer von Psychotherapie
Ein häufiger Vorwurf, den man im Zusammenhang mit dem Thema "Schaden durch Psychotherapie" hört, ist der von herausgeworfenem Geld und verschwendeter Zeit.
Dazu sollte hier angemerkt werden, dass die Psychotherapie durch Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeuten in Deutschland in der Regel durch die privaten und gesetzlichen Krankenkassen direkt bezahlt wird. Ebenfalls bezahlt wird die sogenannte Kostenerstattung. Wie im Bereich Wegweiser Psychotherapie erläutert wird, ist es leider so, das nicht alles was nützt oder nützen könnte auch bezahlt wird. Das ist aber in der Medizin ebenso.
In jeden Fall haben wir hier in Deutschland eines der weltweit modernsten und großzügigsten Systeme der Versorgung der Bevölkerung mit Psychotherapie.
Wenn jemand eine bestimmte Therapieform wünscht oder empfohlen bekommt, sei sie gut etabliert und renommiert, wie beispielsweise die Gestalttherapie, oder gerade oft diskutiert und in Mode, wie beispielsweise das Familienstellen, dann ist das eben privat zu bezahlen und da muss jeder Mensch für sich Kosten und Nutzen selbst abwägen, sich sorgfältig informieren, andere Meinungen einholen und den gesunden Menschenverstand einsetzen.
Psychotherapie dauert in der Regel zwischen einigen Wochen und bis zu zwei Jahren, bei bestimmten schweren Störungen auch länger. Eine erste Erleichterung, eine gewisse Klärung der Befindlichkeit, sollte sich relativ umgehend einstellen. In der Psychotherapie wird gerade zu Beginn der Behandlung klar besprochen, welche Ziele die Therapie haben soll, was anders werden soll, welche Verhaltensprobleme angegangen werden und welche Gefühle sich verändern sollen. Im Verlauf der Stunden sollte sowohl der Therapeut wie auch der Patient immer wieder darauf zurück kommen, ob der Verlauf der Behandlung auch weiterhin auf die Erreichung dieser Ziele hinsteuert.
Psychotherapie zielt immer auf eine konkrete Veränderung im Erleben und Verhalten des Patienten hin, eine Veränderung, die der Patient selbst wünscht und so vorher mit dem Therapeuten vereinbart hat.
Was gilt es zu beachten?
Eine professionell arbeitende Psychotherapeutin gibt verständlich Auskunft über ihre Ausbildung und den Arbeitsmethoden. Besonders zu Beginn der Therapie werden die Therapieziele klar besprochen, manchmal sogar schriftlich fixiert. In der Therapie werden die erreichten Zwischenschritte immer wieder besprochen.
Sollten Sie unzufrieden sein, muss ihre Psychotherapeutin konstruktiv mit dieser Kritik umgehen. Wenn Sie sich unsicher sind, wie Sie eine Situation einschätzen sollen, dann können Sie sich bei anderen Therapeuten erkundigen. Sie können hierfür die vier Probestunden nutzen, die jedem Versicherten – jederzeit und immer wieder – zustehen.
Ihre Krankenkasse berät Sie in allen Fragen zu Kostenübernahme und in Bezug auf die Formalitäten.
Benutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand, informieren Sie sich, lesen Sie zu dem Thema und achten Sie auf Ihre emotionale Befindlichkeit. Tagebuch schreiben kann sehr hilfreich sein.
Zu guter Letzt stehen Ihnen auch die Beratungs- und Beschwerdestellen der Landes-Psychotherapeutenkammern zur Verfügung:
www.ptk-nrw.de/de/patienten/beschwerdeverfahren.html und www.ptk-nrw.de/de/patienten/patientenrechte.html