Freie Therapieplätze?

Jeden Tag rufen in den Psychotherapeutischen Praxen Menschen an, die Hilfe in einer Krise suchen. Viel zu oft müssen die Psychotherapeuten diese Menschen aufgrund mangelnder Therapieplätze wegschicken. Im Folgenden finden Sie Informationen darüber, warum Therapieplätze so selten sind und was Suchende tun können.

    Warum gibt es keine schnelle Hilfe?

    Die Qualität einer Praxis für Psychotherapie liegt darin, dass ein Therapeut über einen Zeitraum von vielen Monaten bis hin zu mehreren Jahren für einen Menschen verlässlich Zeit hat. In den meisten Fällen hat ein Patient einen Termin pro Woche, jeweils für eine Stunde (d.h. 50 Min.). Wegen der vielen Anfragen wird ein Therapeut versuchen, möglichst viele Termine fest zu vergeben. Eine schnelle Hilfe ist dann schwierig, denn die Menschen wollen ja nicht ein oder zwei Gespräche, sondern einen Therapieplatz. Der muss einmal frei sein.

    Die neu eingeführte Psychotherapeutische Sprechstunde ist ein Gewinn, weil all denen geholfen werden kann, die keine ganze Psychotherapie brauchen. Die Psychotherapeutische Sprechstunde dient zur ersten Abklärungen eines möglichen Behandlungsbedarfs. Während dieser Sprechstunde soll das künftige Vorgehen besprochen werden. Auch alternative Maßnahmen jenseits einer regulären Therapie können dabei angedacht werden. In dringenden Fällen kann die ebenfalls neu geschaffene Akutbehandlung mit max. 12 Sitzungen verordnet werden.

    Warum sind Therapieplätze so selten?

    Eine Psychotherapeutin kann etwa fünf bis sechs Patienten pro Tag auf diese Weise behandeln, dazu kommt Verwaltung und Schriftverkehr. Bei fünf Arbeitstagen kann sie so etwa 25–32 Patienten pro Woche behandeln. Manche behandeln mehr, manche weniger. Nun bleibt ein Patient bei der Verhaltenstherapie ungefähr zwischen sechs Monate und 1,5 Jahre. Daraus ergibt sich, dass im Schnitt nur alle sechs bis acht Wochen ein Therapieplatz frei wird. Anders ausgedrückt: Eine durchschnittliche verhaltenstherapeutische Praxis nimmt nur 8 bis 12 Patienten pro Jahr neu auf. Diese Zahl kann von Kollegin zu Kollegin unterschiedlich sein. Manche arbeiten grundsätzlich kurzzeit-orientiert. Andere arbeiten schwerpunktmäßig mit schweren Traumatisierungen, die langwierig zu behandeln sind.

    Wie ist es mit Wartelisten?

    Ob eine Psychotherapeutin eine Warteliste führt, liegt im persönlichen Ermessen. Häufig hört man, dass sich auf diese Weise Wartezeiten von bis zu einem Jahr und mehr ergeben. Ob das ein gutes Vorgehen ist, mag man gerne bezweifeln. Man kann dabei nur raten, sich stets so umfassend wie möglich bei allen in Frage kommenden Psychotherapeuten zu erkundigen.

    Trotzdem, ich finde einfach nichts...

    Leider muss man sagen, dass es ein politisch begründetes Problem mit der regionalen Verteilung von Therapieplätzen gibt. Als das Psychotherapeutengesetz 1999 verabschiedet wurde, ermittelte man, wer zu diesem Zeitpunkt als Therapeut niedergelassen war. Da nicht mehr Geld als bisher ausgegeben werden durfte, hat man durch einen Verwaltungsakt eine vermeintlich ausreichende Versorgung festgelegt, zusätzliche Therapeuten durften nicht mehr zugelassen werden. Dadurch entsteht die Situation, dass beispielsweise in Köln 38.8 Psychotherapeuten für 100.000 Einwohner vorgesehen sind, in Dortmund aber nur 11,4.