Angst und Depressionen

Angst und Depression sind die häufigsten Diagnosen in der Psychotherapie. Es sind etwa doppelt so viele Frauen wie Männer von Depressionen betroffen. Man schätzt, dass etwa 15 bis 30 %& der erwachsenen Bevölkerung in der westlichen Welt an behandlungsbedürftigen depressiven Symptomen leiden. Bei manchen Depressionen stehen Alkoholsucht oder andere Ab­hängigkeiten im Vordergrund, die im Grunde aber Ausdruck einer depressiven Grunderkrankung sind. Ängste und Depressionen treten praktisch immer zusammen auf.

Bei den Ursachen schwerer Ängste und Depressionen werden sowohl neurotische Ursachen wie auch biologische Faktoren diskutiert. Entsprechend unterschiedlich sind die Behandlungsansätze. Während leichte und mittelschwere Ängste jedermann im Laufe seines Lebens einmal befallen können, sind chronisch schwere Ängste mit großer Beeinträchtigung der Lebensqualität komplexe Krankheitsbilder. Sie bedürfen professioneller Hilfe.

Angst bedeutet zunächst ein mangelndes Gefühl von Geborgenheit in der Welt. Die Welt und die Mitmenschen werden als bedrohlich und unberechenbar erlebt. Der Betroffene grübelt und fühlt sich den Herausforderungen des Lebens nicht gewachsen. Kontaktstörungen und Vereinsamung spielen dabei eine wichtige Rolle. Eine gute Beziehung zu einem Intimpartner und zur Familie sowie ein verlässlicher Freundeskreis sind die beste Vorbeugung dieser Probleme. Entsprechend zielt Therapie auch auf die Wiederherstellung dieses „Sozialen Netzes“. Das Selbstwertgefühl des Betroffenen und soziale Faktoren (Arbeitsplatz, soziales Klima) sind wichtige Aspekte.

Fast immer gibt es im Verlauf einer Angststörung auch depressive Symptome. Depressive Symptome bedeuten: ein Gefühl der Niedergeschlagenheit und Mutlosigkeit, Antriebsarmut, das Gefühl, alles sei sinnlos, Kraftlosigkeit, übermäßige Erschöpfung und erhöhtes Schlafbedürfnis, aber auch Ein- und Durchschlafstörungen. Die alltäglichen Dinge können so mühsam werden, dass Betroffene keinen geregelten Alltag mehr führen können.

Im Verlauf können sich Phasen von Angst mit Phasen von Depression abwechseln, u. U. in kurzem Wechsel. Depression bedeutet immer eine Blockade von Handlungsimpulsen. Oft ist es vor allem Wut, die blockiert ist. Insbesondere Frauen haben Blockaden, Kränkung und Wut adäquat auszudrücken. Trotzdem wirkend diese Gefühle im Verborgenen. Sie finden ihren Ausdruck schließlich in einer neurotisch verzerrten Weise, häufig selbstdestruktiv und negativ. Fast immer stehen solche Konflikte im Zusammenhang mit Konflikten in der Partnerschaft und/oder mit den eigenen Eltern.

Hier, wie auch in der Therapie allgemein, gilt, dass eine Änderung in der Befindlichkeit des Betroffenen nur dann zu erwarten ist, wenn sich die konkreten Umstände seiner Lebensführung so geändert haben. Ein unbeteiligter Dritter sollte erkennen können, dass sich etwas geändert hat. Es genügt also nicht, bestimmte Gedanken und Überzeugungen zu ändern. Aus dem veränderten Denken sollte eine von außen erkennbare Verhaltensänderung entstehen.

Allgemeine Ängstlichkeiten

Dies betrifft zumeist Angststörungen, bei denen verschiedene Ängste abwechselnd oder gemeinsam auftreten, beispielsweise Angst vor öffentlichem Auftreten zusammen mit Prüfungsangst, allgemeiner Selbstunsicherheit und Kontaktstörungen.

Auch hier sind die Ursachen oft komplex und sowohl Aspekte der persönlichen Geschichte des Patienten wie auch die Umstände der aktuellen Lebensführung spielen eine Rolle. Hier, wie auch in der Therapie allgemein, gilt, dass eine Änderung in der Befindlichkeit des Betroffenen nur dann zu erwarten ist, wenn sich die konkreten Umstände seiner Lebensführung so geändert haben, dass ein unbeteiligter Dritter erkennen kann, dass sich etwas geändert hat. Es genügt also nicht, bestimmte Gedanken und Überzeugungen zu ändern. Aus dem veränderten Denken muss auch eine von außen erkennbare Verhaltensänderung entstehen.

Ängste (Phobien)

Das klassische Beispiel für diese Art von Ängsten ist die Spinnenphobie. Ein Mensch hat subjektiv weiter keine besonderen Probleme. Nur wenn da eine Spinne ist, dann tritt eine massive, nicht mehr zu beherrschende Angst bzw. Panikreaktion auf. Andere Beispiele sind Angst vor Höhe, Angst vor weiten Räumen oder Angst vor engen Räumen, wie z. B. einem Fahrstuhl.

In der Literatur werden noch viele andere Ängste beschrieben. In der therapeutischen Praxis kommt es jedoch selten vor, dass jemand nur dieses eine Problem hat. Oft findet sich eine generelle Angstbereitschaft. Bei schwierige Lebensumstände und belastenden Ereignissen werden die besonderen Symptome erkennbar. Erfahrungsgemäß sind schwierige Partnerschaften, Überforderung im Beruf/Kindererziehung sowie ein fehlendes soziales Netz Faktoren, die bei der Bildung einer isolierten Phobie eine Rolle spielen. Die häufigsten Themen sind Ängste im Zusammenhang mit öffentlichem Auftreten (Redeangst), z. B. Prüfungsangst, allgemeine Selbstunsicherheit und Ängste vor Reisen (speziell Flugangst). In vielen Fällen ist Verhaltenstherapie das Mittel der Wahl. Diese Störungen sind im Allgemeinen gut zu behandeln. Sie haben bei durchschnittlich schwerer Ausprägung eine gute Prognose.

Depressionen

Depressionen sind Ausdruck eines Mangels an Lebensenergie und Lebenslust. Alles erscheint sinnlos und leer, die alltäglichen Dinge werden mühsam. Der Mensch befindet sich in einem tiefgreifenden Konflikt zwischen seinen inneren Wünschen und den in sich wahrgenommenen Ängsten und moralischen Hemmungen. Depressionen treten in sehr unterschiedlicher Ausprägung auf. Im Extremfall ist der Betroffene völlig unfähig, weiterhin am normalen Alltagsleben teilzunehmen und muss, ggf. auch wegen Selbstmordgefahr ins Krankenhaus eingewiesen werden. Als Ursachen wird im Grunde der gleiche Zusammenhang angenommen wie bei der Angst.

Schwere des Symptoms

Stark abhängig von der Person und den näheren Umständen, von trivial bis hin zu sehr starker Beeinträchtigung.

Therapieformen, die zur Behandlung in Frage kommen

Im Prinzip kommen alle wesentlichen Therapieformen in Frage. Bei isolierten Problemen, z.B. klar umrissene Ängste, sind Verhaltenstherapie und kognitive Ansätze oft sehr effizient.

Dauer der Behandlung

Die Dauer der Behandlungen ist sehr unterschiedlich. Bei isolierten Phobien (beispielsweise Spinnenphobie) können wenige Sitzungen ausreichen, bei manchen Depressionen ist eine jahrelange Behandlung notwendig.

Kostenübernahme

Die Krankenkassen, sowohl private wie gesetzliche, treten in der Regel problemlos für die Behandlungskosten ein, sofern eine krankheitswertige Störung diagnostiziert wurde.