Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie
Die Gesprächspsychotherapie als wissenschaftlich fundiertes Verfahren wurde seit den 40er Jahren in den USA vor allem von Carl Rogers (1902–1987) entwickelt. In Deutschland wurde sie seit den 60er Jahren durch Prof. Reinhard Tausch bekannt.
Der Begriff „klientenzentriert“ möchte folgende psychotherapeutische Grundhaltung beschreiben:
Im Mittelpunkt der Therapie steht die Person des Klienten mit seiner subjektiven Erlebnis- und Verhaltensweise. Die Psychotherapeutin nimmt dabei eine nicht-bewertende und nicht-beurteilende Grundhaltung ein.
Im Selbstverständnis der Klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie ist der Patient nicht passives Objekt der Behandlung durch den Arzt oder Therapeuten. Er ist ein fühlender, autonomer Mensch mit
eigenen Werten und eigener Sinngebung. Diesen Werten begegnet die Psychotherapeutin mit Respekt und Achtsamkeit. Aus diesem Grund haben Psychotherapeuten noch heute die Gewohnheit, die Menschen in ihrer Behandlung „Klienten“ zu nennen und nicht „Patienten“.
Die Werthaltung der Klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie und ihrer Techniken sind grundlegend für therapeutisches Handeln. Sie sind tief in jeder Ausbildung zum Psychotherapeuten verankert. Jeder Psychotherapeut, egal mit welcher Grundausbildung wendet Techniken der Gesprächspsychotherapie an. Aufgrund der Popularität der Gesprächspsychotherapie in den 80er und 90er Jahren ist das Wort „Gesprächstherapie“ gleichbedeutend geworden mit „Psychotherapie“ allgemein.
Die Psychotherapeutin vertraut in die Fähigkeit der Person, sich aus seinem Organismus heraus selbst zu heilen, wenn geeignete Bedingungen geschaffen werden können. Der Klient ist prinzipiell fähig, selbstverantwortlich für sich, sein Wohl und seine weitere Entwicklung zu sorgen.
Die Psychotherapeutin strebt Echtheit an, indem sie ihre eigenen Gefühle und Einstellungen in den Therapieprozess mit einbringt. Sie benutzt ihre Wahrnehmungen und ihre Reaktionen auf den Klienten als Spiegel. Therapie ist dann ein lebendiger Dialog zwischen zwei prinzipiell gleich berechtigten Menschen.
Der Erlebnis- und Gedankenwelt des Klienten begegnet die Psychotherapeutin mit Respekt und Einfühlungsvermögen und versucht, die Welt mit dessen Augen zu sehen. Sie bringt ihr Wissen und Können als ein Angebot in die Begegnung ein.
Klient und Therapeutin streben eine vertrauensvolle Beziehung an. Der Klient bestimmt im Wesentlichen Inhalt und Verlauf der Therapiesitzung. Er spricht über das, was für ihn das Wichtigste ist. In dem Maße, wie die Tragfähigkeit der therapeutischen Beziehung zunimmt, kann er seine Selbsterforschung vertiefen.
Ziel der gemeinsamen Arbeit ist die Förderung von Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, sowie die Freisetzung der Entfaltungs- und Wachstumsprozesse.
Wenn sich Wunsch und Wirklichkeit näherkommen, wird das Leben realistisch wahrgenommen. Das ist dann das, was Carl Rogers eine „wirkliche Person“ nennt. Diese klientenzentrierte Therapeutische Haltung kann sich prinzipiell mit verschiedenen Therapiemethoden verbinden.