Geteilte Gefühle verbinden

Nun, warum soll das noch einmal betont werden? Das weiß doch jeder, dass wir Menschen uns über geteilte Gefühle verbinden. Sei es, dass wir gerne zusammen lachen, uns aneinander kuscheln, miteinander Filme schauen oder gemeinsam in Fußball-Stadion gehen. All diese Verhaltensweisen sind so selbstverständlich, so sehr Teil dessen, was wir als unser alltägliches Leben wahrnehmen, dass wir nie darüber nachdenken, warum wir uns so verhalten.


Interessant ist, was passiert, wenn wir uns zwar in einer Gesellschaft befinden, aber diese Verbindung, nach der wir suchen, nicht finden. 

Manchmal sehnen wir uns nach dieser Verbindung, betrinken uns, grölen auf dem Fußball-Platz oder in der Kneipe miteinander, haben schwitzigen Sex, aber irgendwas scheint zu fehlen.

Sehr, sehr häufig suchen wir dann den Fehler bei uns. Sind wir nicht locker genug? Sind wir zu verkopft? Was nur stimmt nicht?

Die meisten Menschen suchen den Fehler dann bei sich selbst. Sie zweifeln an ihrer Liebe zum anderen, hinterfragen das eigene Verhalten und viel zu oft nehmen sie einfach hin, dass es grad nicht so toll läuft, egal ob es sich um die Liebesbeziehung, die beste Freundschaft oder den Job handelt.

Klar, auch in den besten Beziehungen kann man nicht ständig eine super Zeit haben. Aber wenn dieses Störgefühl anhält, dann ist der freie Fluss der Gefühle unterbrochen, bzw. eingeschränkt.

Dann muss man sich fragen: Wenn es so ist, dass ich gefühlvoll und offen auf mein Gegenüber zugehe, was passiert dann? Wird mein Gefühl erwidert? Bin ich selbst berührt? Kann ich frei lachen? Fühle ich echte Betroffenheit? Ist es leicht, zuzuhören? Hat das Gespräch seinen eigenen Fluss?

Wenn ja, dann ist die Verbindung da. Das spürt man unfehlbar. Es gibt dabei auch eine Resonanz im Körper. Emotionen sind immer im Körper. Findet das Gespräch mit meinem Gegenüber auf einer eher intellektuellen Ebene statt, dann fühlt man eben wenig bis gar nichts. Intellektueller Austausch ist per se nicht schlecht und er kann auch sehr emotional getragen sein. Aber im Alltag begegnet man häufiger einer intellektuellen Abwehr von Gefühlen. Das ist dann eben in der Konsequenz die Abwehr einer emotionalen Verbindung.

Emotionale Verbindungen machen verletzlich. Lässt man einen Menschen emotional an sich heran, wird man verletzlich. Auf der anderen Seite macht nichts einen Menschen so stark wie ein stabiles, bewährtes Netz emotionaler Bindungen. Erlebe ich mich als sehr verletzlich, fehlt etwas im sozialen Netz, im Geflecht der Bindungen, die mich durchs Leben tragen.

Deshalb ist die beste Versicherung gegen Kränkungen, gerade gegen Kränkungen aus Liebesbeziehung oder Krisen im Job ein belastbares Geflecht von Bindungen im Freundeskreis. Dieses Geflecht erlebt man als Geborgenheit. Ein Mensch, der sich geborgen fühlt, ist ein weitgehend angstfreier Mensch.

In diesem Schutzraum von Geborgenheit kann man sein Verhalten betrachten, kann man nachspüren, ob man sich selbst offen gezeigt hat, oder ob die Störung von Seiten des Gegenübers kommt.
 

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