Ängste und Depressionen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Wochenbett

Die Schwangerschaft und die erste Geburt sind für die Frau eine Zeit des völligen Umbruchs. Oft sind sie oft wenig oder gar nicht auf diese neue Phase ihres Lebens vorbereitet. Nicht selten ist das eigene Baby der erste Säugling, den sie überhaupt in den Händen hält. Die Betonung des Mädchenkörpers als Symbol besonderer sexueller Attraktivität ist durch die Medien für viele Frauen zum Maßstab geworden. Die unaufhaltsame Veränderung des bislang jugendlichen zum reifen Körper ist für die Schwangere oft ein beängstigender Vorgang. Die Schwangerschaft ist eine mit ambivalenten Gefühlen besetzte Zeit. Auch die Männer haben in dieser Zeit ihre Ängste. Kränkung, Streit und Distanz schaukeln sich gegenseitig hoch und die Partnerschaft wird schon in der Schwangerschaft durch Enttäuschung und Zurückweisung schwer belastet. In unserer Kultur sind hedonistische Vorstellungen verbreitet: Nur das subjektive Glück zählt, sexuelle Frei-zügigkeit und Unabhängigkeit sind Grundwerte für viele Menschen. Bindungen zwischen den Geschlechtern gelten schon lange nicht mehr als lebenslang vereinbart. Mit der Schwangerschaft werden diese Vorstellungen einer Feuerprobe unterzogen. Wird der Partner sich der Verpflichtung der Vaterschaft stellen? Will ich als junge Mutter für den Rest meines Lebens genau diesen Mann? Wird mein Körper wieder schön und jugendlich? Diese Fragen können drängend sein. Die Geburt und die Zeit des Wochenbetts bedeuten für die junge Mutter eine unausweichliche Konfrontation mit ihrer Familie. Oft ist die eigene Mutter die einzige Person, die der jungen Frau im Wochenbett eine Entlastung gibt. Dadurch wird sie mit den Erinnerungen an ihre eigene Kindheit konfrontiert. Je nach der individuellen Konstellation entsteht für sie eine psychische Ausnahmesituation mit erheblichen Ängsten, die die Bewältigungsfähigkeiten u. U. völlig überfordern. Manchmal drängt sich die Herkunftsfamilie der jungen Mutter in das Leben des jungen Paares, manchmal wird sie mit den Werten und Ritualen der Familie ihres Mannes in unglücklichen Weise konfrontiert. Die bislang tüchtige und selbstbewusste Partnerin wird von Angst und Hilflosigkeit überwältigt. Der junge Vater kann diese Veränderung oft nicht verarbeiten und zieht sich aus der Partnerschaft zurück. In dieser Situation kann sich eine sog. Wochenbettkrise entwickeln.

Die ebenfalls nicht selten gebrauchte Bezeichnung Wochenbett-Psychose ist problematisch wegen der damit verbundenen Stigmatisierung. Am besten sucht man nach einer Psychotherapeutin, die selbst Mutter ist. Bei entsprechender Berufserfahrung kann diese Psychotherapeutin dann eine gute Einschätzung über die Hintergründe des Verhaltens der Patientin erarbeiten. Findet die junge Mutter Verständnis und eine geeignete Unterstützung, lassen die Symptome in der Regel schnell nach. Eine medizinische oder eine Behandlung mit Psychopharmaka ist nur in seltenen Fällen notwendig.

Schwere des Symptoms

Jede junge Mutter muss sich mit Ängsten auseinander setzen. Die Symptome können sehr dramatisch sein. Schnelle, unkomplizierte Hilfe ist dringend geboten, aber selten verfügbar. Diejenigen, die sich um Therapie bemühen, haben oft einen sehr hohen Leidensdruck.

Therapieformen, die zur Behandlung in Frage kommen

Verhaltenstherapie und auch tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, sofern sich die(der) Behandler(in) mit dem Problem durch eigene Erfahrungen auskennt. Theoretisches Wissen ist hier nicht hilfreich.

Dauer der Behandlung

Je nachdem, zwischen 3 bis 15 Sitzungen (zumeist eine Sitzung pro Woche, abhängig von der Schwere der Krise)

Kostenübernahme

Die Krankenkassen, sowohl privat wie gesetzlich, treten in der Regel für die Behandlungskosten ein