Schematherapie

Die Schematherapie, entwickelt von Jeffrey Young aus der „kognitiven Therapie für Persönlichkeitsstörungen“ nach Alfred Beck, zielt vor allem darauf ab, chronische emotionale Probleme zu lindern und dysfunktionale Lebensmuster zu durchbrechen, besonders im Hinblick auf schwer behandelbare Persönlichkeitsstörungen und andere komplexe Probleme. Sie baut auf verschiedenen psychologischen und psychotherapeutischen Ansätzen auf und knüpft dort an, wo die klassische kognitive Therapie häufig an ihre Grenzen stößt.

Die Schematherapie geht davon aus, dass es bestimmte erlernte Grundschemata gibt, die darauf abzielen, die seelischen Grundbedürfnisse zu befriedigen und hierzu das Verhalten von Menschen steuern. Diese in der Kindheit entstandenen negativen Muster beeinflussen oft das ganze Leben eines Menschen.

Das ist solange normal, bis die negativen Gefühle, die aus den Schemata entstehen, das Leben regelrecht überschatten.

Young bezeichnet diese negativen Muster, die sich von der Kindheit an wie ein roter Faden durch das Leben eines Menschen ziehen, als „Lebensfalle“. Geprägt werden sie durch Erfahrungen mit den Eltern oder
anderen Kindern. Schemata betreffen vor allem den Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen, indem man einem Schema entsprechende Bewältigungsstile und Bewältigungsreaktionen entwickelt.

Fast alle Schemata entstehen durch schädigende (jedoch nicht unbedingt traumatische) Erlebnisse, die sich während der Kindheit und Adoleszenz regelmäßig wiederholen und somit zur Ausprägung des Schemas führen. Es wird zwischen Erfahrung der Nichterfüllung wesentlicher Grundbedürfnisse durch die frühen Bezugspersonen, aber zum Beispiel auch deren Übererfüllung durch „Zuviel des Guten“, unterschieden.

Aufrechterhalten werden die Schemata durch das Streben des Menschen nach Konsistenz: Obwohl es Leiden verursacht, fühlt sich das Schema aufgrund seiner Vertrautheit „richtig“ an. Im Menschen entsteht beispielsweise das Schema der eigenen „Unzulänglichkeit“, wenn er als Kind das Gefühl hatte, er sei es nicht wert, geliebt zu werden. Daraus kann er als Erwachsener die Bewältigungsreaktion entwickeln, sich vor Liebe zu fürchten, weil er es kaum glauben kann, dass man ihn schätzen kann.

Young unterscheidet drei Bewältigungsstile, die die Betroffenen schon früh im Leben entwickeln, um sich den Schemata (und den damit zusammenhängenden schwer erträglichen Gefühlen) anzupassen. Die Form des Bewältigungsstils und der Bewältigungsreaktion kann sich sowohl als Verhalten als auch als Gedanke oder Gefühl manifestieren.

Bewältigungsreaktionen und -stile können sich in unterschiedlichen Lebensphasen und Lebenssituationen ändern, das grundlegende Schema bleibt dabei jedoch erhalten. Young unterscheidet den Stil des „Sich-Fügens“ (Betroffener fügt sich in sein Schema, übernimmt die Rolle des „Kindes“ und wählt z. B. Partner, die ihn so behandeln, wie es der verletzende Elternteil getan hat), der „Überkompensation“ (der Betroffene versucht, sich möglichst entgegengesetzt zu dem Schema zu verhalten (z. B. beim Schema 'Unzulänglichkeit' der Versuch, Perfektion zu erreichen; beim Schema 'Unterwerfung' der Versuch, andere zu unterwerfen) und den Stil des „Vermeidens“ (der Betroffene versucht sich so zu verhalten, dass sein Schema möglichst nicht aktiviert wird (unterdrückt Gefühle, trinkt Alkohol, sucht den Kick in immer neuer Erregung, entwickelt einen Reinlichkeitszwang, vermeidet vertrauliche Beziehungen oder berufliche Herausforderungen etc.).

Das Abschwächen und das Unterlassen der Schemabewältigung sowie die angemessene Befriedigung vernachlässigter Kernbedürfnisse sind Voraussetzungen für die Befreiung von schemabedingten Einschränkungen und damit der Schemaheilung. Dabei müssen in verschiedenen Altersphasen unterschiedliche Herangehensweisen und Therapieschwerpunkte gewählt werden.

Da dysfunktionale Schemata meist früh im Leben entstehen, ist die Schematherapie auch für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen sowie für die begleitende Elternarbeit gut geeignet.